WIR ERLEBEN GEWALTIGE UMWÄLZUNGEN

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Victoria Palatnik, Co-Founder & Managing Partner der Massa Group, CEO der RAW Investment

Co-Founder und Managing Partner der Investment Massa Group mit Sitz in Singapur, CEO der RAW Investment – wohl keiner kennt den internationalen Markt so gut wie Victoria Palatnik. Ein Gespräch über KI-Start-ups und neueste KI-Trends

Victoria, Sie sind CEO von RAW Ventures und Gastgeberin des Global MediaTech Pitch Day auf der MediaTech Hub Conference. Warum ist RAW Ventures so sehr an der Mediatech-Start-up-Community interessiert?
Als CEO einer Investmentgesellschaft sehe ich dafür viele Gründe. Die Konvergenz von Medien und Technologie hat für starke Umwälzungen in der Branche gesorgt, was sie attraktiv für Investitionen macht. Da ist zunächst das Wachstumspotenzial der digitalen Transformation: Die Medienbranche erlebt einen massiven digitalen Wandel, Verbraucher wechseln zunehmend zu digitalen Plattformen. Mediatechunternehmen spielen hier eine entscheidende Rolle: Sie stellen Infrastruktur und Tools bereit, die es Content-Erstellern ermöglichen, ihre Zielgruppen über verschiedene Plattformen zu erreichen – ob Streaming-Dienste, soziale Medien oder Apps.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass diese Unternehmen aktiv an der datengesteuerten Entscheidungsfindung beteiligt sind. Firmen, die sich auf Datenanalysen und Zielgruppeneinblicke spezialisiert haben, können wertvolle Lösungen für Inhaltsoptimierung, Werbung, Targeting und Zielgruppeneinbindung bereitstellen. 

Kommen wir zu KI für den Mediensektor. In der Film- und Videobranche sowie in Streaming und TV gibt es so viele Möglichkeiten. Wir sprechen über KI-gestütztes Drehbuchschreiben oder Synchronisieren, über KI-gestütztes VFX und CGI. Welche Position wird KI hier in naher Zukunft einnehmenIch denke, KI verändert die Branche fast genauso stark wie einst das Internet. KI ist überall und wird in jeder Phase der Inhaltsproduktion eingesetzt: angefangen beim Schreiben von Drehbüchern über die Automatisierung der Produktion bis hin zur Verteilung von Inhalten und dem Vertonen des Filmmaterials in unterschiedlichen Sprachen. Die Inhalte werden viel stärker personalisiert sein, bis hin zu einzelnen Filmen und Serien, die für einen bestimmten Zuschauer erstellt werden. Ich schaue mir bereits bestehende Lösungen und Trends bei den Technologiegiganten an und analysiere Roadmaps von Start-ups, die in unsere Pipeline kommen. Die Unternehmen, die ich täglich im Blick habe, sorgen für eine rasante Weiterentwicklung der Mediatechbranche und wir wollen uns daran aktiv beteiligen.

Was macht aus Ihrer Sicht, auch aus Ihrer Kenntnis der globalen Community, deutsche Mediatech-Start-ups besonders?  
Wir haben im Rahmen der Bewerbungskampagne für den Pitch Day eine große Anzahl von Start-up-Bewerbungen erhalten. 60 % kamen aus Europa. Deutschland und Spanien führen, Frankreich liegt etwas dahinter. Etwa 20 % kamen aus den USA. 
Der deutsche Markt steht sicherlich an der Spitze der technologischen Entwicklung. Was ich aber noch hinzufügen möchte, ist, dass ich eigentlich nicht sagen kann, dass es eine globale Start-up-Szene gibt. Denn jedes Start-up startet und wächst in einem Land. Die englischsprachigen Länder haben den Vorteil, dass sie von Anfang an weltweit verkaufen können. Die deutschen Start-ups zielen hingegen zunächst auf den deutschsprachigen Markt ab und versuchen anschließend zu expandieren. Die US-Start-ups sind vielleicht die besseren Verkäufer, aber deutsche Start-ups arbeiten dafür mit überzeugenden Produkten und harten Fakten, mit Details und Präzision.

Mit meiner letzten Frage möchte ich noch einmal auf die durchgeschüttelte Medienindustrie zurückkommen. Glauben Sie, dass es die eine Medientechnologie gibt, die die Branche revolutionieren wird, oder handelt es sich um eine Mischung verschiedener Technologien?
Ich würde sagen, es ist eine Mischung. Automatisierung und Content-Generierung werden die Kosten erheblich senken und die Margen erhöhen, Personalisierung wird die Werbeeffizienz und die durchschnittlichen Einnahmen aus Abonnements verbessern – auch die Qualität der Inhalte und ihre Zugänglichkeit in verschiedenen Sprachen. Tools zur Monetarisierung von Inhalten, zum Beispiel „Jay“ von Transfer Media aus unserem Investitionsportfolio, ermöglichen neue Verdienstmöglichkeiten und senken die Abokosten für Benutzer, die in den letzten Jahren um 40 % gestiegen sind. Ich bin überzeugt, dass der technologische Fortschritt und das Aufkommen von Start-ups mit Produkten im Mediatechsektor Probleme aller Marktteilnehmer lösen können – von Content-Produzenten, Nutzern, Schöpfern und Werbetreibenden bzw. -agenturen. Und deshalb sehe ich Investitionen in Mediatech als einen wichtigen Teil unserer Strategie.

Vielen Dank, Victoria, für dieses Interview.

verfasst von
Peter Effenberg

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