Die weitere Entwicklung der Medienstadt
Sie nennen ihn den „Highlander“. Weil er so ein Hüne ist. Und weil er, wie er lächelnd sagt, das Schwert nicht so schnell ins Korn wirft. Jetzt entwickelt Friedhelm Schatz das Gelände rund um die Metropolis-Halle. Entsprechende Pläne gab es bereits vor 25 Jahren. Damals galten sie als hochfliegend, jetzt werden sie realisiert.
Herr Schatz, das, worüber wir hier sprechen, ist – neben Krampnitz im Norden – Potsdams größtes Stadtentwicklungsprojekt. Das Gelände des Filmparks an sich umfasst 42 Hektar, 15 davon werden nun verdichtet. Warum erst jetzt?
Als die französische Compagnie Générale des Eaux das ehrwürdige Gelände
1992 von der Treuhand kaufte, gab es schon großartige Pläne. Aber die Macht des Faktischen war eine andere. Wir alle erinnern ja wahrscheinlich noch den berüchtigten Potsdam-Titel des „Spiegel“: „Jammerhauptstadt des Ostens“. Der erschien 1996. Dann kamen die Bankenkrise und die Lehman- Brothers Pleite. Tatsächlich hat die Dynamik in der Entwicklung erst in den letzten zehn Jahren wirklich Fahrt aufgenommen. Soll heißen: Die Idee als solche gibt es schon lange, aber der Markt war noch nicht reif.
Die Franzosen wollten das Gelände quasi zubauen, Sie haben das Volumen abgeschmolzen?
Ja, um die Hälfte, von 600.000 auf 300.000 Quadratmeter Geschossfläche.
Denn die Identität der Medienstadt soll und wird sich nicht ändern. Das ist die oberste Priorität. Es wird hier immer Film geben. Wir haben auf dem Gelände aktiv operativ, wie ich sie nenne, die Big Five: vorneweg das Filmstudio Babelsberg als großes Traditionsunternehmen, dann den RBB, dann die Universität Konrad Wolf mit Erweiterung zum Thema Wissenschaft, dann meinen Zirkus, also den Entertainmentbereich Filmpark, und dazu noch die Ufa und die vielen kleinen Unternehmen, die sich im Bereich Medien tummeln. Der neue, besser gesagt: aktualisierte Bebauungsplan sieht eine Mischform vor. Im Außenbereich haben wir urbanes Leben mit den Wohnungen, den Geschäften, den Kindergärten, der Schule, dem Sammlungs-Museum und einem 800 Quadratmeter großen Ballroom, in dem man bacchantische Feste feiern kann. Im Innenbereichen geht es um die Stärkung der vorhandenen Strukturen und um die zusätzliche Ansiedelung von Medien, wobei der Begriff weit gefasst ist.
Was heißt das?
Zum Beispiel gibt es Verlage, die sich gern hier niederlassen würden. Gehört das zu Medien oder nicht? Da sind wir in der finalen Diskussion. Bonität und Seriosität sind eines, aber grundsätzlich wollen wir selbst definieren, wie die Mischung am Ende aussieht. Es gibt hier keine Notverkäufe, sondern eine behutsame Entwicklung eines durchaus sensiblen Areals. Die Botschaft, die ich immer wieder aussende, ist: Es muss sich niemand Sorgen machen, dass die Identität der Filmstadt beschädigt wird. Wir zeigen ja übrigens auch schon, wie das Ganze aussehen soll. Normalerweise schreibt man nur die Abmessungen der Baukörper in den Bebauungsplan rein, aber wir
wollen von Anfang an alle mitnehmen, damit die Leute ein Gefühl für das Gesamtkonzept kriegen.
Es gibt Leute, die sagen, Wohnen und Medienstadt passen nicht zusammen …
Das sehe ich völlig anders. Die, die bereits hergezogen sind, haben sich bewusst für die Medienstadt entschieden, die finden das spannend. Die stehen auf ihren Balkons und sehen zu, wie in Lummerland gedreht wird.
Wann ist Baubeginn?
Wir haben einen bestehenden, rechtsverbindlichen Bebauungsplan, auf dessen Basis an der August-Bebel-Straße schon ein großes Bürogebäude gebaut wird. Wir könnten übrigens auch schon das Hotel bauen. Was wir im neuen Verfahren machen, ist eine
Änderung, und ich gehe davon aus, dass wir Anfang 2020 für das Gesamtkonzept
Planreife haben. Meinungsbildungsprozesse können ja sehr komplex sein, aber ich bin da sehr optimistisch.
Gehört Potsdams Oberbürgermeister zu Ihren persönlichen Ansprechpartnern?
Natürlich ist die Filmstadt als eins der beiden größten Entwicklungsgebiete auch Chefsache, aber die Bauverwaltung arbeitet sehr gut mit. Über die Zusammenarbeit kann ich nicht klagen. Die wissen, was sie an uns haben, und ich weiß auch, was wir an der Stadt Potsdam haben.
Sie waren mal Herstellungsleiter bei der Bavaria, dabei haben Sie keine Film-, sondern eine Fotografenausbildung?
Ich hatte damals Antonionis „Blow Up“ gesehen und dachte: „Toll, so läuft das mit den Mädchen, wenn man Fotograf ist.“ Aber mein Lieblingsfilm ist und bleibt „Blade Runner“, der erste, der ist angesichts der Debatten um Künstliche Intelligenz ja hochaktuell.
In Filme wie „Der Flohmarkt von Madame Claire“ oder „Yesterday“ gehen Sie eher nicht?
Doch, doch, ich schaue mir viele Filme an, guck mir auch „Gundermann“ an, natürlich, den Andi Dresen schätze ich sehr, aber eigentlich sind Science-Fiction, Fantasy und – bedingt – Horror meine Genres.
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