Silicon Valley. Hollywood. Tech City. Medienstadt Babelsberg? So ganz natürlich fügt sich der Name nicht in die Reihe der großen Medien- und Techstandorte ein. Dabei hat auch Babelsberg alle Elemente der Erfolgsstory, die diese Orte
so legendär gemacht haben
Babelsberg ist ein Name, der Geschichte atmet. Einst die Wiege des deutschen Films, hat sich die Medienstadt über die Jahrzehnte hinweg zu einem multimedialen Kreativ- und bedeutenden Wirtschaftsstandort entwickelt. Hier sind zahlreiche innovative Tech- und Medienunternehmen zu Hause.
Aber: die glorreiche Vergangenheit allein reicht nicht mehr aus, um den Standort im nationalen oder globalen Wettbewerb zu behaupten. Und es stellt sich die Frage, ob das über Jahrzehnte gepflegte Image überhaupt noch den vielfältigen Unternehmen gerecht wird, die in der Medienstadt zu Hause sind?
Um diese Frage zu klären, wurde auf Initiative der ad modum GmbH im Frühjahr eine umfassende Umfrage unter den ansässigen Unternehmen durchgeführt. Insgesamt stellten sich Personen aus 80 Unternehmen den 34 Fragen. Die Ergebnisse zeichnen ein komplexes Bild der aktuellen Situation und liefern wertvolle Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, die Babelsberg in der Zukunft erwarten.
Babelsberg: Die Zufriedenheit am Standort
Die Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der befragten Unternehmen den Standort Babelsberg sehr schätzt. Über 70 % der Teilnehmenden sind zufrieden mit ihrer aktuellen Situation und schätzen Babelsberg als attraktiven Standort ein. Besonders hervorzuheben ist, dass fast die Hälfte der befragten Unternehmen (42 %) seit über 15 Jahren in Babelsberg ansässig ist. Dies deutet auf eine stabile Unternehmenslandschaft hin, die langfristig von den Standortvorteilen überzeugt ist. Der Standort profitiert auch von einer Frischzellenkur, da rund 30 % der Unternehmen am Standort weniger als fünf Jahre hier sind. Anziehungskraft hat Babelsberg.
Die Vielfalt als Stärke und Herausforderung
Ein Ergebnis der Umfrage ist die Vielfalt der ansässigen Branchen in der Medienstadt. Während die Filmindustrie nach wie vor eine tragende Rolle spielt, haben sich mittlerweile auch andere Sektoren wie Tech-Unternehmen, digitale Innovationen, kreative und technische Dienstleister, Bildung und Wissenschaft fest etabliert. Diese Diversität stellt jedoch eine kommunikative Herausforderung dar. Bisher fehlt es an einem klaren Rahmen, der alle Facetten integriert und ein repräsentatives Bild nach außen vermittelt. Hier wird der Bedarf nach einer neuen, einheitlichen Kommunikationsstrategie deutlich, die der Vielfalt des Standorts stärker gerecht wird.
Herausforderungen: Infrastruktur, Kommunikation und politische Unsicherheiten
Trotz der positiven Grundstimmung, über 72 % sind mit ihrer aktuellen Situation am Standort zufrieden, zeigen die Ergebnisse der Umfrage auch erhebliche Herausforderungen auf. An erster Stelle stehen infrastrukturelle Defizite und politische Unsicherheiten, die die Unternehmen am Standort gern gelöst sehen würden. Beispielsweise Begegnungsräume oder gut erreichbare gastronomische Einrichtungen als weitere Ergänzung der urbanen Infrastruktur.
Das würde die Attraktivität des Standorts Babelsberg weiter steigern. Zudem wird eine bessere interne und externe Kommunikation benannt, die die weitere Vernetzung und Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure vor Ort erheblich verbessern würde.
Politische Unsicherheiten bremsen eine erfolgreiche Entwicklung in Babelsberg, wenn die allgemeinen & wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die Fördermöglichkeiten unklar sind oder sich das politische Klima verschlechtert. Das trifft insbesondere eine von Fördermitteln stark abhängige Filmbranche als auch eine stark internationalisierte IT-Branche. Daher wirken sich politische Unsicherheiten in einer weltoffenen und diversen Branche wie der des Films und der IT negativ aus, wenn internationale Fachkräfte oder Auftraggeber ausbleiben.
Die Rolle der Unternehmen: Mehr Verantwortung übernehmen
Die Umfrage verdeutlicht, dass viele Unternehmen bereit sind, eine aktivere Rolle bei der Entwicklung des Standorts zu übernehmen. 89 % der Befragten signalisierten ihre Bereitschaft, ideelle Beiträge zu leisten, beispielsweise durch Ressourcen, die zur Verfügung gestellt werden oder durch die Teilnahme an Netzwerktreffen oder Workshops. Gleichzeitig zeigte sich jedoch eine Zurückhaltung, wenn es um die Übernahme finanzieller Verantwortung geht.
Wenn aber nur Wenige bereit sind, sich finanziell an Maßnahmen zu beteiligen, die der Mehrheit zugutekommen, ist das Scheitern zukünftiger Marketingmaßnahmen vorprogrammiert. Eine nachhaltige und erfolgreiche Umsetzung von Marketingmaßnahmen erfordert, dass Unternehmen die finanzielle Verantwortung übernehmen und aktiv in ihre Zukunft investieren, statt diese Last zu delegieren.
Hier liegt eine der großen Herausforderungen für die Zukunft: Es müssen Mechanismen gefunden werden, die es den Unternehmen ermöglichen, sich stärker einzubringen, ohne dass die finanzielle Last auf wenigen Schultern ruht.
Marketing: Klare Botschaften und Zielgruppen erforderlich
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist der deutliche Nachholbedarf im Bereich Marketing. Die bisherigen Marketingmaßnahmen werden von vielen Unternehmen als wenig effektiv eingestuft. Es fehlt an klaren Botschaften und einer Zielgruppenorientierung. Über die Hälfte der Befragten konnte sich keine konkrete Marketingmaßnahme ins Gedächtnis rufen, was auf eine fehlende Präsenz und Wiedererkennbarkeit hinweist. Um Babelsberg als Marke erfolgreich zu positionieren, bedarf es einer klaren Strategie, die die USPs (Unique Selling Points) des Standorts in den Vordergrund stellt und sowohl regional als auch international Aufmerksamkeit erregt.
Blick in die Zukunft: Vernetzung und Wachstum
Trotz der bestehenden Herausforderungen blicken die Unternehmen in Babelsberg optimistisch in die Zukunft. Die Mehrheit der Befragten ist überzeugt, dass Babelsberg in den nächsten fünf Jahren innovativ, vernetzt und kreativ sein wird. Besonders der Ausbau von Netzwerken und die interdisziplinäre Zusammenarbeit werden als zentrale Ziele für die Zukunft genannt. Die Förderung der Kreativwirtschaft und die Weiterentwicklung der Infrastruktur stehen ebenfalls auf der Agenda der Unternehmen.
Fazit: Babelsberg am Wendepunkt
Die Medienstadt Babelsberg steht an einem Wendepunkt. Die Studie der ad modum GmbH verdeutlichen das Potenzial des Standorts, aber auch die dringenden Handlungsfelder. Eine durchdachte Kommunikationsstrategie, die die Vielfalt Babelsbergs betont, gekoppelt mit gezielten Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Infrastruktur und zur Stärkung der Netzwerke vor Ort, könnte der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft sein. Jetzt ist es an der Zeit, die Weichen richtig zu stellen und Babelsberg als vielseitigen Tech-, Medien- und Innovationsstandort zu etablieren – national und international. Better together! ■
Neueste Kommentare