SECURE CONNECTIVITY!

SECURE CONNECTIVITY!

Eine satellitenbasierte Kommunikationsinfrastruktur ermöglicht einen sicheren strategischen Informationsaustausch für Europa

Die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine zeigen, wie entscheidend die Verfügbarkeit gesicherter Kommunikation ist und wie erheblich moderne Staaten und Gesellschaften davon abhängig sind. Sichere Kommunikation ist die Eintrittskarte zur Welt der digitalen, vernetzten Zukunft – aber wie funktioniert das?

Längst findet der Krieg auch im Cyberraum statt, mit Desinformationen, Hackerangriffen, aber auch, indem Kommunikationswege durch digitale und physische Angriffe gestört und zerstört werden. IT-Systeme kritischer Infrastrukturen und Netzwerke der Telekommunikationsanbieter werden lahmgelegt. Die schnelle Bereitstellung von satellitengestützten Internetzugängen leistet zwar einen Beitrag zur Abmilderung der erheblichen Folgen, jedoch sind diese aktuell weder in ausreichender Kapazität noch in der notwendigen Übertragungssicherheit für militärische und behördliche Anwender, kommerzielle Unternehmen und die zivile Bevölkerung verfügbar.

Vor diesem Hintergrund ist der Vorschlag der Europäischen Kommission für das „Union Secure Connectivity Programme“ (USC) aktueller denn je. Es bietet zum richtigen Zeitpunkt die Chance, Europas Unabhängigkeit in der sicheren Kommunikation auf ein neues Level zu heben und erleichtert der europäischen Wirtschaft den Eintritt in das Geschäftsfeld Eine satellitenbasierte Kommunikationsinfrastruktur ermöglicht einen sicheren strategischen Informationsaustausch für Europa Weltall. Die Europäische Kommission schlägt vor, dass Europa ab 2025 satellitengestützte abhörsichere Kommunikation in mehreren Orbits etabliert. Hierfür sind Konstellationen mit innovativen Fähigkeiten, unter anderem ein Netzwerk von hunderten untereinander verbundenen Satelliten im „Low-Earth-Orbit“ (LEO), für eine flächendeckende Internetversorgung geplant, deren technische Leistungsfähigkeit terrestrischen Systemen ebenbürtig ist.

Das System soll die Übertragung großer Datenmengen über breitbandige und robuste Konnektivität bereitstellen. Dadurch können beispielsweise sicherheitsrelevante Anwender sehr schnell auf hochauflösende Erdbeobachtungsdaten von Satelliten oder anderen Sensoren zugreifen. Die Absicherung von behördlicher und sicherheitsrelevanter Kommunikation, auch auf der Grundlage von Quantenverschlüsselung und Laserkommunikation, ist für die europäischen Mitgliedsstaaten und den Institutionen der Europäischen Union gerade angesichts der aktuellen Weltlage sicherlich TEXT: Sabine von der Recke DIE WELT VON OHB OHB SE ist ein europäischer Raumfahrt- und Technologiekonzern mit rund 3.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von rund 900 Millionen Euro. Mit seiner über 40-jährigen Erfahrung in der Entwicklung und der Umsetzung innovativer Raumfahrtsysteme sowie -projekte und dem Angebot von spezifischen Luft-, Raumfahrt- und Telematikprodukten hat sich der OHB-Konzern herausragend positioniert und für den internationalen Wettbewerb aufgestellt. Die Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren geografisch innerhalb Europas diversifiziert und verfügt damit über Standorte in wichtigen ESA-Mitgliedsländern. Diese strategischen Standortentscheidungen fördern die Teilhabe an zahlreichen europäischen Programmen und Missionen. Die inhaltliche Zusammenführung und Konzentration auf die jeweiligen Kernfähigkeiten wird in den beiden Unternehmensbereichen „Space Systems“ und „Aerospace“ gelebt. Space Systems Im Unternehmensbereich „Space Systems“ liegt der Fokus auf der Entwicklung und Umsetzung von Raumfahrtprojekten. Das bedeutet insbesondere die Entwicklung und die Fertigung von erdnahen und geostationären Satelliten für Navigation, Wissenschaft, Kommunikation, Erd- und Wetterbeobachtung sowie Aufklärung inklusive der wissenschaftlichen Nutzlasten. Aufklärungssatelliten und breitbandige Funkübertragung von Bildaufklärungsdaten sind Kerntechnologien für die Anwendungsbereiche Sicherheit und Aufklärung. Im Bereich Exploration werden Studien und Konzepte für die Erforschung unseres Sonnensystems mit den Schwerpunkten Mars, Mond und Asteroiden erarbeitet. In der astronautischen Raumfahrt liegen die Schwerpunkte bei Projekten für die Ausstattung und den Betrieb der Internationalen Raumstation ISS. Aerospace Der Schwerpunkt des Unternehmensbereichs „Aerospace“ liegt in der Fertigung und Entwicklung von Produkten für die Luftund Raumfahrt sowie für andere Industriebereiche. Hier hat sich OHB über sein Tochterunternehmen MT Aersopace mit Sitz in Augsburg als bedeutender Ausrüster für Aerospace-Strukturen positioniert und ist u. a. größter deutscher Zulieferer für das Ariane-Programm sowie etablierter Hersteller von Bauteilen für Satelliten und Luftfahrzeuge. Neben den Aktivitäten im europäischen Launcher-Markt hat sich MT Aerospace auch als internationales Zulieferunternehmen der Launcherindustrie etabliert, unter anderem in den USA (als Partner von Boeing für die Mondrakete SLS) und in Indien. In Augsburg entstehen zudem derzeit neue Geschäftsfelder in Zukunftstechnologien wie Additive Manufacturing (3D-Druckverfahren), Wasserstoff-Technologie und Kohlefaser-Fertigung (CFK). Darüber hinaus ist OHB als erfahrener Anbieter von mechatronischen Systemen für Antennen und Teleskope an Großprojekten für Radioteleskope beteiligt. Telematiksysteme von OHB unterstützen weltweit die Logistik durch effiziente Transportsteuerung und Sendungsverfolgung. OHB Digital Ergänzend zu den zwei Geschäftsbereichen Space Systems und Aerospace adressiert der dritte Geschäftsbereich OHB Digital den Nutzungs- und Betriebszeitraum von Satelliten. Die präzisen Kenntnisse über vorhandene und zukünftige Hochtechnologien geben den Akteuren im Bereich OHB Digital bereits frühzeitig einen entscheidenden Vorteil, um eigene Lösungen in Hardware, Software, Apps und Dienstleistungen anzubieten. Global verfügbare Informationsquellen werden um eigene Fähigkeiten ergänzt und daraus integrierte Dienstleistungen für spezifische Kundenanwendungen generiert. Beispielhaft sind der Aufbau von Bodensegmenten, der Betrieb von Infrastrukturen, Softwarelösungen zur IT-Sicherheit, Kryptografie, Entwicklung und Instandhaltung von Antennen und Teleskopen für die Astronomie, Stationsleittechnik für die Energieversorgung, die Bereitstellung von globalen Schiffspositionen für den maritimen Sektor, der Schutz gegen kompromittierte Navigationsinformationen sowie Erdbeobachtungsdienste für Klima, Umwelt und Ökologie. Für Europa leistet der Geschäftsbereich OHB Digital einen Beitrag zur Erreichung übergeordneter strategischer Ziele. Hierbei steht die Verwendung von raumfahrtbasierten Lösungen für die Herausforderungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft im Vordergrund. der wichtigste Aspekt der Initiative. Den schon sehr erfolgreichen und hochmodernen EU-Programmen Galileo (Satellitennavigation) und Copernicus (Erdbeobachtung) würde mit USC ein auf der Satellitenkommunikation basierendes Programm zur Seite gestellt werden.

Eine weltraumgestützte Ergänzung zur Glasfaser, zum Mobilfunk und zu weiteren terrestrischen Verbindungen stärkt die Robustheit und Resilienz der Kommunikationsinfrastruktur. Bei einer Störung am Boden funktioniert das satellitengestützte System weiterhin, es ist darauf ausgelegt, kontinuierlich einzelne Satelliten gezielt nach Bedarf zu ergänzen oder zu ersetzen. Angesichts des hohen Bedarfs an Datenkapazitäten, den sowohl die Institutionen, vor allem aber moderne Gesellschaften und natürlich Industrie sowie Wirtschaft heute haben, ist die Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten in jedem Fall wünschenswert. Autonomes Fahren, Industrie 4.0, das Internet of Things (IoT) und neue datenbasierte Geschäftsmodelle profitieren auf besondere Weise von der Konnektivität aus dem All.

Dazu gehören etwa die Bereiche Mobilität und Telekommunikation. Für europäische Automobilunternehmen ist es strategisch wenig sinnvoll, Kapazitäten für Satellitenkommunikation von einem der zukünftig stärksten Wettbewerber (Space Link, Elon Musk, Tesla) zu beziehen. Die europäische Konstellation hilft auch der europäischen Industrie, sich unabhängig und autonom aufzustellen. Der Markt für Telekommunikation könnte durch diese Dienste neue innovative und lukrative Lösungen im Bereich des „Internets der Dinge“ (IoT) oder der Kommunikation per Internet schaffen. Allerdings ist es derzeit spürbar, dass sich beide Sektoren noch schwertun, wirkliche Engagements in diesen neuen Geschäftsfeldern einzugehen.

Das USC soll zwar im Kern eine Kommunikationskonstellation werden, aber es wird deutlich mehr Funktionalitäten und Möglichkeiten bieten als etwa StarLink von Elon Musk. Die EU fordert im Zusammenhang mit dem Aufbau der Konstellation auch Vorschläge für End-to-End-Services, die nicht zwangsläufig nur Breitbandkommunikation über Satellitenkommunikation umfassen. Ein Beispiel: Wenn eine Rakete Kommunikationssatelliten für die USC ins All transportiert, kann sie auch die Nutzlast eines Start-ups mitnehmen, das einen Erdbeobachtungsdienst anbietet. Diese Zusatzservices sind natürlich für Start-ups interessant. Sie gewinnen darüber möglicherweise auch die EU als Ankerkunden. Generell ist es der EU wichtig, kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups in das USC einzubinden.

Um in der Lage zu sein, ein souveränes europäisches System aufzubauen, bedarf es der langfristigen Sicherung der begrenzt verfügbaren Frequenzressourcen und Orbitpositionen. Die Secure Connectivity Initiative stellt sicher, dass Europa aktiv gestalten und agieren kann, um weltweite Kommunikation für kommerzielle Anwendungen bereitstellen zu können und das Rückgrat für die hoheitliche Kommunikation seiner staatlichen und institutionellen Akteure auszugestalten.

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